Lünehernie – Hernienversorgung CGC

Spezialisten für Bauchdecken-
und Leistenerkrankungen

Erkrankungen der Bauchdecke sind in der Regel komplex und verändern häufig die Statik des gesamten Stützapparates des Körpers. Insbesondere bei Narben im Bauchbereich und Bauchdeckenbrüchen kann es zu einer Beeinträchtigung der muskulären Balance des gesamten Rumpfes kommen.

 

Dementsprechend vielschichtig, anspruchsvoll und fachübergreifend ist die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Bauchdecke. 

 

Insbesondere der anatomische Aufbau der Leistenregionen mit einem komplexen Zusammenspiel von Strukturen des Stützapparates, des Gefäßsystems, der Bauchorgane und inneren sowie äußeren Genitalien erfordert eine hochdifferenzierte Diagnostik bei Beschwerden in diesem Bereich unter Einschluss orthopädischer, viszeralchirurgischer und gefäßmedizinischer Kompetenzen. 

 

Um den speziellen Anforderungen dieser Erkrankungen gerecht zu werden, wird in unserer Praxis eine individuelle Betreuung aller Erkrankungen der Bauchdecke angeboten, von der fachübergreifenden Diagnostik über die Behandlung, Beratung oder Operation durch unseren Spezialisten bis zur fachgerechten Nachbetreuung nach erfolgter Operation. 

 

Um eine flächendeckende qualitätskontrollierte Hernienversorgung in Lüneburg anzubieten, wird derzeit ein Netzwerk von in Lüneburg tätigen Hernienchirurgen ins Leben gerufen (Lünehernie). Neben der leitliniengerechten Vorbereitung und Operation von Hernien soll insbesondere eine standardisierte Nachbehandlung mit entsprechender Datenerfassung ein optimales Behandlungsergebnis garantieren.

Diagnostik

Von der Untersuchung durch einen Fachspezialisten inklusive dynamischem Ultraschall, wenn notwendig ergänzt durch Röntgenuntersuchungen oder Duplex-Untersuchung der beinversorgenden Gefäße sind in der Praxis die wesentlichen Untersuchungsmethoden durchführbar.

 

Wenn notwendig organisieren wir für Sie einen Termin zur weiterführenden bildgebenden Diagnostik und werten die Befunde in einem Beratungsgespräch gern mit Ihnen aus. 

Therapie

Grundsätzlich sollte die Therapie so individuell wie möglich ausgerichtet sein.

Konservativ

Bei einer Vielzahl der Beschwerden im Bereich der Bauchdecke und des Rumpfes ist eine konservative Therapie allein ausreichend. Hierfür bieten wir ein breites Portfolio an therapeutischen Möglichkeiten in der Praxis, neben Anleitungen zu Bewegungsmustern können Infiltrationen,  Reizstrom-Anwendungen, Kinesiotape-Anlage und vieles mehr vor Ort durchgeführt werden.

Operativ

Sollte bei Ihrer Erkrankung eine Operation erforderlich sein, so ist dies in der KMG-Klinik Boizenburg und andererseits dem ambulanten OP-Zentrum Stadtkoppel jeweils als stationärer oder ambulanter Eingriff möglich. Die Operation wird in jedem Fall durch den Fachspezialisten geplant und wenn möglich durchgeführt. Hierbei werden, wann immer möglich und sinnvoll, minimal invasive Verfahren angewandt. Für diese Verfahren, insbesondere bei der Leisten – und Bauchdeckenchirurgie, besteht in unserer Praxis eine besondere Expertise.

Nachbetreuung nach erfolgter Operation

Die Nachbetreuung erfolgt in der Regel nach erfolgter Operation in der Praxis.

Mittels Ultraschall wird das Operationsergebnis kontrolliert und ggf. Verlaufsuntersuchungen vereinbart. 

Durch Dr. Meyer im Jahr 2020/2021/2022 durchgeführte Hernienoperationen:

 Leistenhernienoperationen:  157 (2020); 236 (2021); 226 (2022)

 

  • davon endoskopische Leistenhernienoperationen: 129 (2020); 210 (2021); 198 (2022)
  • davon offene Leistenhernienoperationen: 28 (2020); 26 (2021); 28 (2022)
  • davon netzfreie Verfahren/ mit resorbierbarem Netz ("reinforced shouldice"): 3 (2020); 3 (2021)

 

Nabelhernienoperationen/ Versorgung epigastrischer Hernien: 59 (2020); 68 (2021); 76 (2022)

  • davon endoskopische Bauchdeckenrekonstruktionen (eMILOS): 12 (2020); 20 (2021); 10 (2022)

 

Komplexe Narbenhernienrekonstruktionen/ Bauchwandrekonstruktionen/ Komponentenseparationen: 21 (2020); 14 (2021); 21 (2022)

 

 




Häufige
Krankheitsbilder
und mögliche
Operationsver-
fahren

Leistenhernie (Leistenbruch)

Die normalerweise stabile und vollständig geschlossene muskuläre Bauchdecke hat in der Leiste eine natürliche Schwachstelle: hier tritt beim Mann der Samenstrang und die begleitenden Blutgefäße im sogenannten Leistenkanal durch die Bauchdecke, bei der Frau verläuft in diesem Kanal das Halteband der Gebärmutter.

 

Bei einer Schwächung der Bauchdecke mit folgendem Zurückweichen der umgebenden Muskel – und Faszienfasern kommt es zu einer Erweiterung des Kanals und es können Strukturen des Bauchraumes durch den Kanal nach außen hervortreten und sind dann unter der Haut tastbar. Man spricht nun vom Leistenbruch.

 

Da im Leistenkanal auch Nervenfasern verlaufen, kann der zunehmende Druck durch Baucheingeweide mit der Zeit vermehrt Scherzen verursachen.

 

Bei regelmäßiger Erhöhung des Bauchinnendruckes wie etwa beim Tragen schwerer Lasten, Niesen, Husten sowie beim Stuhlgang kann sich der Bruch im Verlauf auch weiter vergrößern, bei ausgeprägten Befunden können beim Mann Baucheingeweide so über die Leiste bis in den Hodensack gelangen. 

Mögliche Operationsverfahren:

Leistenhernien

Da es sich bei einem Leistenbruch um einen Defekt der muskulären Bauchdecke handelt, ist zur Versorgung entweder ein Verschluss bzw. eine Rekonstruktion des Defektes oder auch eine Stabilisierung bzw. Unterstützung der Bauchdecke mit einem Kunststoffnetz möglich. Ob die Implantation eines Kunststoffnetzes erforderlich ist, wird maßgeblich von der Beschaffenheit und Reißfestigkeit der muskulären Bauchdecke bestimmt. Mit dem Alter nimmt die Reißfestigkeit des Bauchdeckengewebes ganz natürlich ab, so dass reine Nahtverfahren ohne Implantation eines Kunststoffnetzes eher bei jüngeren Patienten sinnvoll zur Anwendung kommen. 

 

Für beide Optionen, Nahtverfahren und Verfahren mit Implantation eines Kunststoffnetzes, gibt es mehrere zur Anwendung kommende Techniken, die im Folgenden dargestellt werden. 

Netzfreie Verfahren

Insbesondere bei jungen Patienten mit kleineren Leistenbruchbefunden oder auch bei Patienten mit dem Wunsch einer fremdkörperfreien Versorgung werden ambulant und auch stationär Nahtverfahren zur Leistenhernienversorgung angeboten. 

Shouldice-Repair

 

Dies ist das am häufigsten zur Anwendung kommende Nahtverfahren. Hierbei werden die einzelnen Muskel – und Faszienbereiche der Leiste einzeln mittels mehrerer Nahtreihen rekonstruiert und so stabilisiert. 

 

Diese Methode gilt als bestes Nahtverfahren mit einer geringen Rezidivquote (= Quote des Wiederauftretens von Brüchen nach einer Operation).

Desarda-Repair

 

In ausgewählten Fällen ist die Rekonstruktion des Leistenkanals mit einer körpereigenen Faszie (Externusaponeurose) möglich. Diese Faszie wird in der Leiste ausgelöst und als Verstärkung der Leistenkanalhinterwand genutzt. Voraussetzung zur Anwendung dieser Technik ist eine ausreichend starke und nahtfähige Externusaponeurose. 

 

Diese Methode wurde erstmals im Jahre 2003 von dem Indischen Chirurgen Mohan P. DESARDA aus Pune beschrieben. In zahlreichen randomisierten wissenschaftlichen Studien konnten mit dieser weitgehend spannungsfreien aber vor allem netzfreien Methode sehr gute Ergebnisse erreicht werden. 

Verfahren mit Implantation eines Kunststoffnetzes

TEP (minimal invasiv – Total Extraperitoneal Präperitoneale Netzimplantation)

 

Bei dieser Technik der Leistenbruchversorgung wird über einen kleinen Schnitt unterhalb des Nabels eine Kamera in die Bauchwand eingeführt und der Leistenbereich und die muskuläre Bauchdecke „von innen“ freigelegt. Mittels 2 weiterer kleiner Schnitte (je ca 5mm) im Unterbauch kann der Leistenbruch freipräpariert und die Bauchdecke mit einem Kunststoffnetz verstärkt werden. 

Bei dieser Methode kommt es nur selten zu einem Rezidiv, häufig wird dieser Eingriff unter stationären Bedingungen durchgeführt. In ausgewählten Fällen bei kleinen Bruchbefunden ist dieser Eingriff auch unter ambulanten Bedingungen durch unseren Spezialisten im ambulanten OP-Zentrum Stadtkoppel durchführbar.

TAPP (minimal invasiv – Transabdominelle präperitoneale Patchplastik/ Netzeinlage)

 

Bei dieser Technik wird wie bei der oben beschriebenen TEP ein Kunststoffnetz hinter die Bauchdecke im Bereich des Leistenbruches implantiert, anders als bei der TEP wird die Operation jedoch nicht in der Bauchdecke durchgeführt, sondern durch den Bauchraum von innen die Bauchdecke operiert. Dieser Eingriff eignet sich unter anderem bei Voroperationen im kleinen Becken oder zu erwartenden Vernarbungen im Leistenbereich, auch können hiermit Bauchwandbrüche in anatomisch ungewöhnlichen Bereichen versorgt werden (z.B. Spieghel´sche Hernie). Dieser Eingriff wird in jedem Fall unter stationären Bedingungen durchgeführt.

Lichtenstein-Repair (offen/konventionell)

 

Diese OP-Methode ist das weltweit am häufigsten durchgeführte Operationsverfahren zur Versorgung eines Leistenbruches. Über einen Schnitt in der entsprechenden Leiste wird der Bruch dargestellt und mit einem Kunststoffnetz von außen verstärkt. Dieses technisch einfache Verfahren eignet sich besonders für alle mittelgroßen und großen Brüche sowie in Fällen, in denen eine rückseitige Verstärkung nicht möglich ist (z.B. nach Gefäßoperationen, Bestrahlungen und Voroperationen an Blase und Prostata).


Bauchwandhernien/Narbenhernien/Nabelhernien

Bauchwandhernien sind komplexe Erkrankungen mit einhergehender Veränderung der Rumpfstabilität. Die anatomiegerechte Wiederherstellung der Komponenten der Bauchdecke sowie die Verstärkung steht nach unserer Auffassung bei der Versorgung im Vordergrund. 

 

Kleinere Defekte bei ansonsten intakter Bauchdeckenanatomie (z.B. kleine Nabelhernien) können mittels Nahtrekonstruktion (Faszienplastik) versorgt werden, größere Defekte oder Defekte in einer Bauchdecke mit gleichzeitig bestehenden Risikofaktoren (wie z.B. einer Rektusdiastase) erfordern in der Regel eine anatomiegerechte Rekonstruktion mit folgender Netzverstärkung des geschwächten Bauchdeckenbereiches. In diesem Bereich der Chirurgie findet derzeit ein Paradigmenwechsel statt. Wurden über eine lange Zeit Bauchwanddefekte aller Größe durch Netze abgedeckt, die in der Bauchhöhle platziert wurden (mit direktem Darmkontakt, IPOM), wird nunmehr eine Rekonstruktion der Bauchdecke selbst mit Einlage eines Netzes in die Bauchdeckenschichten (ohne Darmkontakt) durch führende Hernienchirurgen empfohlen. Dies ist auch die Philosophie der in der Praxis tätigen Spezialisten. 

 

Je nach Ausprägung des Bauchwandbruches und Lage auf der Bauchdecke ist eine Rekonstruktion auf 3 verschiedene Arten möglich

1. Konventionelle offene Rekonstruktion mit Netzeinlage in „Sublay-Position“

 

Hierbei wird die Haut über dem Bruch und der darumliegenden Bauchdecke eröffnet, die ggf. eingeklemmten Darmanteile in den Bauchraum verlagert und die Bauchdecke anatomiegerecht rekonstruiert und in der Regel mit einem Kunstoffnetz unterhalb der Bauchdeckenmuskulatur verstärkt.

2. eMILOS (endoskopisch Minimal Incision Less Open Sublay) = minimal invasive Bauchdeckenrekonstruktion

 

Wie bei der konventionellen Bauchdeckenrekonstruktion wird bei der eMILOS-Operation die Bauchdeckenmuskulatur anatomiegerecht rekonstruiert und mit einem Kunststoffnetz unterhalb der Bauchdeckenmuskulatur verstärkt. Hierzu ist jedoch durch Anwendung spezieller Instrumente und einer Kameraoptik nur ein kleiner Schnitt im Bereich des Bauchnabels erforderlich. Zur Anwendung kommt dieses Verfahren insbesondere bei Bauchwandbrüchen im Nabelbereich. In der Regel wird eine Drainage in den Wundbereich gelegt, die nach 2 Tagen entfernt werden kann. Das Verfahren wird unter stationären Bedingungen durchgeführt, in der Regel ist ein Krankenhausaufenthalt von 3 Tagen erforderlich. 

3. Komponentenseparation nach Ramirez oder Rosen

 

Bei sehr ausgedehnten Bauchdeckenbrüchen ist eine „einfache“ Rekonstruktion der Bauchdecke (siehe 1.) mitunter nicht ausreichend, da das verbliebene gesunde Bauchdeckengewebe nicht zum vollständigen Verschluss des Defektes ausreicht.  In diesem Fall können auch die äußeren Bauchmuskelbereiche durch gezieltes Ablösen von Muskel – und Faszienschichten zum Bauchdeckenverschluss gewonnen werden, eine Stabilisierung der Bauchdecke durch ein Kunststoffnetz oder auch ein biologisches Präparat ist hier in jedem Falle erforderlich. 


Rektusdiastase

Eine Rektusdiastase ist gekennzeichnet durch das Auseinanderweichen der Bauchdeckenmuskulatur in der Mittellinie. Beim Anheben des Kopfes im Liegen kommt es zu einer Vorwölbung im mittleren Bauchbereich. 

 

Diese Erscheinung ist in der Regel nicht behandlungsbedürftig, da kein "Defekt" der Bauchdecke besteht, sondern "nur" eine Ausdünnung der Bauchdeckenhalteschicht.

 

Dennoch kann diese Rektusdiastase erhebliche Beschwerden verursachen und auch kosmetisch zu einer starken Belastung für die Betroffenen führen. Insbesondere Frauen nach Schwangerschaften leiden häufig unter einer großen Rektusdiastase mit teilweise daraus resultierender Instabilität der Bauchdecke.

 

Wenn Bauchdeckenbrüche (z.B. Nabelbrüche) bei gleichzeitigem Bestehen einer Rektusdiastase auftreten, ist eine gänzlich andere Versorgung erforderlich (siehe eMILOS-Verfahren oben). Es ist dann eine Netzverstärkung des gesamten Bauchdeckenbereiches erforderlich, der von der Rektusdiastase betroffen ist. 

 

Auch bei einer Rektusdiastase ohne gleichzeitig bestehenden Bruch ist eine Versorgung möglich. 

 

Versorgungsmöglichkeiten der Rektusdiastase sind (in jedem Fall minimal invasiv):

 

1. eMILOS mit Raffung der Linea alba

 

Wie bei dem oben beschriebenen eMILOS-Verfahren wird die Bauchdecke zunächst schichtgerecht über einen kleinen Schnitt am Bauchnabel rekonstruiert und ein großes Netz in die Bauchdeckenschichten eingelegt. Zusätzlich wird in diesem Eingriff die Mittellinie der Bauchdecke über eine gesonderte Präparationsebene vernäht und somit die Bauchdeckenmuskel beider Seiten angenähert. Hiernach ist die Einlage zweier Drainagen erforderlich, ein stationärer Aufenthalt von ca 3-5 Tagen ist erforderlich.

 

2. ELAR

 

Bei dieser vor kurzem entwickelten Technik wird ebenfalls über einen kleinen Schnitt über dem Nabel die Mittellinie der Bauchdecke präpariert, die vorderen Faszienblätter in der Mittellinie vernäht und auf die Bauchdeckenfaszie ein Netz genäht (Onlay-Verfahren). Hierzu ist ebenfalls die Einlage einer Drainage erforderlich, der stationäre Aufenthalt ist vergleichbar mit dem eMILOS-Verfahren.